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Der Briefträger brachte uns nämlich, ganz unerwartet, die Kündigung unseres erst vor zweieinhalb Jahren umgebauten Showrooms in Glattpark. Häää … Kündigung? Da waren wir also schon grad en Bitz schockiert und desillusioniert.

Wir begannen gezwungenermassen dann halt mal mit der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Sehr unmotiviert und unlustig besichtigten wir Räume in der Nähe unseres alten Showrooms, suchten im Netz nach Objekten, telefonierten mit Immobilienagenturen, …. aber entweder fanden wir die Vermieter unsympathisch oder die Räume waren zu klein, zu teuer, zu hässlich, zu … weiss auch nicht was. Wir WOLLTEN gar nichts Neues, verdammt!

Eines schönen Tages ruft Leonardo aus dem Büro: Daaaaaaaaaani – komm, kuck mal.

Er hatte sich an die frühere Suppenfabrik Maggi im Kemptthal erinnert – natürlich nachts, wie könnte es anders sein :)

2017 war der Auftakt für die Umnutzung und Entwicklung des Fabrikareals mit den historischen Backsteingebäuden. Und es fanden bereits viele innovative Firmen der Automobil-, Gastronomie- und Showbranche ihr neues Zuhause im neuen «The Valley».

Und plötzlich war da eine coole Möglichkeit. Ein Ort, der uns Freude und Kreativität, Anreiz und Motivation geben würde. Und ein grosser Haufen Begeisterung, um ein neues Projekt zu starten, anstatt nur in einen anderen Raum umzuziehen und einfach weiterzuarbeiten.

Nach der Besichtigung des Fabrikgeländes wussten wir eigentlich, DORT gefällt es uns. Aber auch Zweifel waren da. Einerseits wegen der finanziellen Belastung in dieser unsicheren Zeit – andererseits, weil es weg vom TMC war, wo man inmitten anderer Agenturen eingebettet und «beschützt» ist. Viele Stimmen meinten, das gehe gar nicht, man müsse in der Nähe des TMC bleiben.

20 Minuten vom Modecenter entfernt könnte man schon noch als "in der Nähe" definieren ... und Kemptthal liegt keineswegs im Gugus. Es hat einen eigenen Bahnhof auf dem Gelände, eine nahe Autobahnausfahrt und genügend Parkplätze.

Wir recherchierten, prüften, wägten diverse Optionen ab, planten die Risiken ein und entschieden nach reiflichem Überlegen: Ja, dort ziehen wir unser Geschäft neu auf.

Nachdem der Entscheid gefallen und wir den Mietvertrag, für einen 260 m2 grossen Rohbau-Raum, unterschrieben hatten, konnten wir die schlechten Gefühle der Kündigung ablegen und uns auf das Neue konzentrieren. Jetzt freuten wir uns richtig!

Echt schwierig fand ich es, in dem Raum zu stehen und mir etwas vorzustellen. Da gab es nix! Kein Strom, kein Wasser, alles Baustellenmässig dreckig. Die hinter den schmutzigen Fenstern grüne Aussicht, sah man nur verschwommen. Ganz klar, ihr braucht unbedingt einen Architekten, sagten uns einige. Nun, so klar war das für uns nicht. Eher unklar … wir hatten bis jetzt immer alles selber geplant und gestaltet. Wir nahmen die Herausforderung an und begannen Stück um Stück mit dem Entwurf. Die Zeit drängte langsam, wenn wir Ende Juli mit der Order für Frühling/Sommer 2023 beginnen wollten.

Wir besuchten Ellen Brandsma, die in Aarau ihre Firma Dutch Living betreibt und unter anderem Möbel aus Holland verkauft. Sie veranstaltete einen Lagerverkauf – da auch ihr das Ladenlokal gekündigt worden war – um sich von ihrem Warenbestand zu trennen. Und da lag sie, ganz hinten im Raum, am Boden hinter einem Tisch. Eine, nein,... UNSERE holländische Strassenlaterne. Wir kauften sie, obwohl es völlig unsinnig war als erstes eine Lampe zu erstehen, hihiiiii… es war aber glasklar, dass dieses Ding irgendwo leuchten wird im neuen Showroom.

Ab da gingen wir strukturierter vor.

Die Lüftung wurde montiert, wir sprachen mit unserem Lieblingsmaler Roger von der Grüninger AG aus Wädenswil. Er konnte sich dieses Mal zwar kreativ nicht wirklich austoben, machte aber alles möglich, damit wir zeitlich im Plan lagen. Teilweise waren fünf Maler gleichzeitig am Werk. Leonardo’s früherer Fussballkollege Jürg, der Miteigentümer der Schreinerei Gebrüder Schenk in Wolfhausen ist, realisierte unseren Wunsch-Korpus für die «Küche» und brachte auch gleich seinen Sanitär des Vertrauens mit. So klappte auch hier alles ganz wunderbar.

Über die grosse Fresque, die Myriam von Dadadésir aus Biel gestaltete, schrieb ich im letzten Blog. Da könnt ihr sehr gerne nachlesen gehen ... Die Collage ist immer noch unser Herzens-Schmuckstück!

Ein grosser Vorhang musste gefunden werden. Einerseits, um bei Bedarf einen Raum abzutrennen, andererseits um die Akustik in diesem Riesenraum zu dämpfen. Diese Aufgabe übernahm Sabine von Garekla Design aus Hinwil. Mehr Hängegestelle brauchten wir auch – der Raum war schliesslich fast doppelt so gross wie der alte. Diese machte uns nach Mass Weibel Stahl, auch aus Hinwil. Bei Möglichkeit arbeiten wir immer gerne mit Menschen vor Ort, die wir kennen oder auch kennenlernen wollen.

Der Showroom nahm langsam Gestalt an, aber es fehlte noch immer das Licht. Hmmmm, ... das Licht war unsere längste Findungsphase. Es gibt ja tausende und abertausende von Lichtobjekten. Man könnte jahrelang suchen, was Leonardo vielleicht durchhalten würde. Ich, pffffff…. allerhöchstens einen Nachmittag.

Wir besuchten verschiedenste Ausstellungen, sahen aber immer nur Leuchtkörper die wir nicht wollten. Irgendwann reisten wir auch ins Vitra Design Museum nach Weil am Rhein, um uns inspirieren zu lassen. Und da fanden wir tatsächlich ein Lampending, das uns begeisterte. Der Preis begeisterte uns auch, hahaaaa…. sie war unbezahlbar schön. ABER, wir hatten unsere Erleuchtung. Und die setzte dann André von Iluma Licht in Illnau perfekt um. 72 Lichtkugeln, die sich in sich selber spiegeln … Wir finden dieses Lichtermeer den Hammer.

Irgendwann war fertig umgebaut – eigentlich schade, fanden wir. Hatte es doch grossen Spass gemacht, zu planen und recherchieren, zu entwerfen und besprechen, zu träumen und zu sehen wie alles Realität wird. Gemeinsam mit Menschen die Freude hatten an unserem Projekt mitzuarbeiten.

Schneller als gedacht stand das Umzugsteam in Glattpark parat ... räumte alle unsere Möbel, Kleider, Stangen und Krimskrams in den Lastwagen und fuhr los nach Kemptthal um wieder alles auszuräumen und in den 2. Stock zu tragen.

Beim Verlassen des alten Showrooms warf ich einen letzten Blick in den Raum und sah fragend zu Leonardo … aber ihm ging es wie mir. Wir empfanden kein Bedauern oder Zögern … sondern nur eins: Los geht’s, ins Valley!

Zu Beginn war alles so neu. Wo kommt der Abfall, die Kartons und das PET hin. Um welche Zeit öffnet die Bäckerei, wie funktionieren die Storen, wo in all diesen Schubladen haben wir den Bostich verräumt? Sind all die neuen Nachbarn auch nett? Nun, das können wir heute mit einem klaren NEIN beantworten, hahahaaa…. nein, natürlich nicht. Alle sind sehr offen, kreativ, packen an, helfen aus, sind motiviert und keiner jammert rum. Es herrscht eine richtig positive Aufbrauchstimmung im alten Suppenviertel, die ansteckend ist.

Im urbanen The Valley trifft man viele kreative Menschen und ein Besuch lohnt sich immer, auch wenn das Ziel nicht wir und unsere Mode ist.

Musikerinnen, Maler, Künstlerinnen, Aufnahmestudios, Food-Kenner, wie z.B. Glutenfree Gusto Italiano, Idea Salentina die handgemachte Mozarella produzieren, Planted Foods, die pflanzliche Fleischalternativen herstellt oder die schoggi.ch Confiserie, Kommunikationsunternehmen, Ingenieur- und Architekturbüros oder auch KuntundBunt Stoffe. Wunderschöne Oldtimer stehen auf den Parkplätzen direkt neben Tesla Ladestationen. An vielen Wochenenden finden Events statt. Im 6. + 7. Stock unseres Hauses befindet sich die Silo Bar, mit grosser Rooftop Event Terrasse. Da gibt es auch immer wieder Konzerte von "unbekannten" Musikern zu hören.

Ein grandioser Ort.

Unterdessen präsentierten und arbeiteten wir im August das erste Mal mit unseren Kollektionen im Kemptpark 12. Alle unsere langjährigen und neuen Partner – Ania Schierholt, peter o. mahler, Edelle und Dadadésir – reisten an und kamen uns besuchen. Ich glaube, es gefiel den Designern, ihre Kollektionen in unserem Showroom präsentiert zu sehen. Das macht uns glücklich und auch ein wenig stolz.

An dieser Stelle möchten wir aber den wichtigsten Menschen, unseren Kundinnen und Kunden DANKE sagen! Für Ihre Treue, für Ihre Wertschätzung, ... dass Sie alle zu uns gekommen sind!

Manchmal mit etwas Sorge, ob der Showroom an diesem unbekannten Ort zu finden ist, manchmal mit Umwegen, aber meistens einfach mit Neugierde, Begeisterung und Offenheit für Neues, für Kreatives. Das erste Mal ist geschafft – jetzt wissen alle wo aus dem Zug aussteigen, wo das Auto parkieren und wie lange man von hier nach dort hat.

Ja, und so können wir nun also glücklich auf unserer Kücheninsel sitzen, unter der holländischen Strassenlaterne, die ab der ersten Sekunden mit dabei war.

Und FERTIG für heute …. ❤️


Wenn dir meine Geschichte gefällt, klicke doch auf das Herz oder schreibe einen Kommentar! Beides freut mich sehr ❤️

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